Ersatzteile für jede Altersklasse

Was als Hobby begann, hat sich für den niederländischen John Deere Fan Guus van Daele und seinen Sohn Stanny zu einem guten Geschäft entwickelt: Die Beiden sammeln und handeln mit alten Ersatzteilen und sorgen so dafür, dass ein Stück Geschichte bewahrt wird.

Text und Bilder: Marjolein van Woerkom

Bei den Van Daeles im niederländischen Städtchen Dronten kommt man an John Deere nicht vorbei. Fährt man auf den Hof, springt einem sofort ein grün-gelber amerikanischer Briefkasten ins Auge. Hinter dem Haus befindet sich eine Scheune, an deren Außenwand das Firmenlogo genietet wurde, und selbst im Haus gibt es einen eigenen Raum mit grün-gelben Sammlerstücken.

Der Blickfang in der zum gemütlichen „Bruin Café“ umgebauten Scheune ist ein John Deere B von 1938. Vater Guus und Sohn Stanny van Daele entdeckten den Traktor ganz zufällig. „Ein Händler bot einen John Deere R zum Verkauf an. Wir hatten uns schon auf einen Preis geeinigt, als sich herausstelle, dass er den R schon an einen anderen Interessenten verkauft hatte. Dann aber kam er plötzlich mit diesem John Deere B an, und das auch noch zu einem recht günstigen Preis“, erzählt Guus. „Wir haben den Traktor in Eigenregie generalüberholt. Jetzt ist er ein wunderschöner kleiner alter Traktor.“

Jahrzehnte mit John Deere

„Unsere Leidenschaft für John Deere begann 1984“, erzählt Guus. „Ich arbeitete bei einem Händler, der vom John Deere Importeur Louis Nagel übernommen wurde. Danach wechselte ich zu einem anderen Händler, der dann ebenfalls John Deere Vertriebspartner wurde. Irgendwie konnte ich dem Ganzen wohl nicht entrinnen“, lacht er. „Wenn man dort jeden Tag arbeitet, packt es einen ganz automatisch.“

Auch sein Sohn wurde von dieser Leidenschaft mitgerissen. Stanny sitzt am Tisch und trägt ein John Deere-T-Shirt. „Das ist wirklich eine globale Marke“, sagt er. Seine Mutter zeigt ein Foto des dreijährigen Stanny auf einem grün-gelben Spielzeugtraktor. „Schon in der Vorschulzeit hat er sich am liebsten mit allem beschäftigt, was grün-gelb war“, erinnert sie sich. „Er ist damit aufgewachsen.“

Schritt in die Selbstständigkeit

Ausufern sollte das Sammeln grün-gelber Teile, als ein John Deere Vertriebspartner im Jahr 2003 seinen Betrieb in Schildwolde aufgab. Guus ergriff sofort die Chance, dessen gesamten Grundbestand zu übernehmen: „Ich wollte mich schon immer selbständig machen –das war der richtige Moment. Wir konnten ein kleines Unternehmen gründen. Ich hatte bei meiner Arbeit bereits festgestellt, dass eine anhaltende Nachfrage nach älteren Teilen bestand. Aber eine Unternehmensgründung ohne einen Grundbestand wäre schwierig gewesen. Deshalb war dies unsere Chance.“

Er begann damit, Teile über das Portal „Marktplaats“ im Internet zu verkaufen, erstellte aber schon bald eine eigene Website. Nach dem Abschluss seines Landwirtschaftsstudiums wusste sein Sohn, dass er neben der Feldarbeit in den arbeitsreichen Jahreszeiten Frühling und Herbst weiterhin im Familienunternehmen tätig sein wollte.

Schnell wachsender Handel für alte Teile

Die beiden fingen klein an und wurden immer erfolgreicher. Im Jahr 2012 verlagerten sie ihren Bestand von der Scheune hinter dem Haus in ein größeres Lagerhaus in einem nahegelegenen Industriegebiet. Inzwischen planen sie bereits den Umzug in ein anderes Gebäude. „Wir sind auf Websites und Auktionen im In- und Ausland unterwegs, immer auf der Suche nach besonderen Teilen. Besonders interessieren wir uns für die älteren Teile“, so Guus. „Zunächst einmal deshalb, weil wir nicht den lokalen Vertriebspartnern in die Quere kommen wollen. Nur wenn ein Vertriebspartner nicht mehr weiter weiß, wird er sich an uns wenden.“

"Wir wollen den lokalen Vertriebspartnern nicht in die Quere kommen. Nur wenn ein Vertriebspartner nicht mehr weiter weiß, wird er sich an uns wenden." Guus van Daele

Außerdem erwähnt Guus, dass sich ältere Teile gerade im Ausland gut verkaufen. „In anderen Ländern werden Traktoren im Allgemeinen länger genutzt als bei uns, deshalb ist dort die Nachfrage nach Teilen höher. Und bei uns gibt es ohnehin nicht mehr so viele Hobby-Fahrer. Die Leute wollen mittlerweile einfach nur noch, dass ihr Traktor einsatzbereit ist, damit sie sofort damit losfahren können. Sie haben keine Lust mehr, selbst daran herumzubasteln. Zudem sind die Arbeitskosten in den Niederlanden hoch, deshalb wird hier nicht mehr so viel getüftelt. In Ländern wie z. B. Polen ist das anders. Deshalb exportieren wir viel in die früheren Ostblockländer und nach Afrika.“

Ungefähr 20 Prozent ihres Bestands bleibt jeweils nicht lang in den Lagern. Dazu zählen Motoren, Chassis, Beleuchtungseinrichtungen und Hydrauliksysteme. Die übrigen 80 Prozent haben eine längere Verweildauer. Hierzu zählen hauptsächlich Brücken, Endantriebe sowie Teile für Typen, die in den Niederlanden nicht so verbreitet sind, z. B. die Serie 5000 und Traktoren für den Obstanbau. 

Auf der Suche nach Raritäten

„Es ist nicht nur der Handel mit den Teilen, der dieses Geschäft so interessant macht, sondern auch das Basteln und Tüfteln“, so Stanny. „Die Kombination aus beidem macht einfach Spaß. Unsere Aktivitäten sind ziemlich vielfältig: Handeln, Tüfteln, Exportieren und das Aufspüren von Teilen.“ Und bei einigen ihrer Recherchen stoßen sie auf echte Raritäten. So entdeckten sie zum Beispiel drei Traktoren auf einem Grundstück in Hilversum, die dort seit fünf Jahren herumgestanden hatten und schon ganz mit Moos überwachsen waren. „Das Schöne daran ist, dass wir sie innerhalb eines Tages wieder flottbekommen haben. Das ist vielleicht das Beste an diesem Job: Man macht alte John Deere-Traktoren wieder einsatzbereit. Nachhaltiges Recycling, sozusagen.“

Quelle: JOHN DEERE